«An der Uni Bern wird Dialog gelebt – fachlich und menschlich.»
Adrian Leemann ist seit September 2022 Professor für deutsche Soziolinguistik an der Universität Bern und leitet aktuell das Institut für Germanistik. Im Porträt spricht er über sprachliche Identität, einen offenen Umgang im Team – und warum er die Universität Bern als idealen Ort für interdisziplinären Austausch erlebt.
Interview mit Adrian Leemann, Professor für Soziolinguistik
Wie leistet deine Arbeit einen Beitrag für die Gesellschaft?
Ich forsche unter anderem dazu, wie Dialekte mit sozialer Identität verknüpft sind – ein Thema, das in der Schweiz viele bewegt. Unsere Sprache ist Teil unseres Alltags, unserer Sozialisation und unseres Selbstverständnisses. Dialektforschung macht sichtbar, wie Sprache unsere Zugehörigkeit, Werte und Biografien prägt und spiegelt. Sie eröffnet den Blick für gesellschaftliche Vielfalt sowie ein stärkeres Verständnis füreinander.
Wie erlebst du die Arbeitskultur an der Universität Bern?
Sehr offen und wertschätzend. Ich arbeite mit Kolleginnen und Kollegen zusammen, die unterschiedliche Hintergründe und Perspektiven mitbringen – und gerade das macht unsere Zusammenarbeit spannend. Hier herrscht eine transparente, sachliche und gleichzeitig menschliche Kommunikation. Wir diskutieren kontrovers, begegnen uns aber immer auf Augenhöhe.
Was trägst du persönlich zur Arbeitskultur bei?
Ich versuche, Dinge offen zu benennen, klar zu kommunizieren und immer auch andere Blickwinkel einzubeziehen. Gerade in den Geisteswissenschaften ist es wichtig, Grautöne zuzulassen und Meinungen nebeneinander stehen zu lassen. Das schafft Raum für Dialog, fachlich wie zwischenmenschlich.
Welcher Wert der Universität Bern spricht dich besonders an?
„Die UniBE ist typisch Bern“ – das passt für mich. Die Stadt und die Universität Bern sind offen, gelassen, bodenständig. Es gibt hier Raum für echte Gespräche – etwa mit Historiker:innen oder Philosoph:innen bei einer Kaffeepause im Innenhof. Dieser ungezwungene, aber inspirierende Austausch ist für mich Gold wert – und macht die Universität Bern besonders.
Wie hast du dich beruflich an der Universität weiterentwickelt?
Ich profitiere sehr vom interdisziplinären Umfeld und vom Austausch im Haus – bei uns sind die Sprachfächer unter einem Dach. Die Wege sind kurz, man kennt sich. Das macht Zusammenarbeit einfach und bereichernd.
Was rätst du jungen Forschenden, die eine akademische Laufbahn einschlagen möchten?
Folgt eurer Neugier! Nicht alles strategisch planen – sondern inhaltlich dort investieren, wo echtes Interesse liegt. Wer mit Leidenschaft forscht, findet seinen Weg. Der Rest ergibt sich oft von selbst.
Gab es einen besonderen Moment an der Universität Bern, der dich geprägt hat?
Ja, einen sehr persönlichen: Ich habe meine Frau in einem Vorlesungssaal der Universität Bern kennengelernt. Das war im Jahr 2000. Heute haben wir zwei Kinder und einen Hund. Deshalb ist dieser Ort ist für mich also auch persönlich ein ganz besonderer.
